Mona Stadlers Herz schlug für die Forschung. Seit acht Jahren war sie in der Entwicklungsabteilung eines großen Unternehmens tätig. Dort herrschte eine gewollte Fluktuation: Um innovativ zu bleiben und ständig einen neuen Blick auf den Forschungsgegenstand zu behalten, behielt man keinen wissenschaftlichen Mitarbeiter länger als ein paar Jahre. Alle hatten befristete Verträge, und Frau Stadler stand vor dem Ende ihres Arbeitsvertrages. Eine weitere Verlängerung war nicht zu erwarten. Sie hatte zwei Möglichkeiten: entweder in eine Position im Management zu wechseln, die ihr vom Arbeitgeber angeboten worden war – unbefristet, aber fern ihrer eigentlichen Leidenschaft, der Forschung – oder das Unternehmen zu verlassen und sich ganz neu zu orientieren.

„Aber wie?“, fragte sie mich. „Ich bin hoch spezialisiert. In den letzten Jahren habe ich viele Aufgaben übernommen, viele Abteilungen gesehen. Ich habe das Gefühl, ich bin zu allem bereit, aber zu nichts zu gebrauchen. Außerdem gibt es kaum Arbeitgeber für meine Qualifikation. Ich will nicht umziehen. Schon gar nicht ins Ausland gehen. Ich habe eine Familie.“

Im Kern unseres Einzelcoachings ging es darum, dass Frau Stadler sich in ihrer Arbeitswelt komplett neu erfinden musste. Und das ist die schwierigste Aufgabe aller Coachees. Die meisten sehen ihre Kompetenzen nicht mehr klar, halten alles, was sie tun, für selbstverständlich. In einer Serie von Einzelgesprächen konnte ich Frau Stadlers Blick dahingehend schärfen. Was will ich? Was kann ich? Wie muss mein Arbeitsumfeld beschaffen sein, damit ich mich wohlfühle? Was passt zu mir? Aber auch: Wie kommuniziere ich meine Kompetenzen? Womit mache ich mich auf dem Arbeitsmarkt interessant? 

Frau Stadler gelang es, ihr Profil in Richtung Projektsteuerung zu schärfen. Es kam ihr vor allem darauf an, mit Menschen zu arbeiten und ein abwechslungsreiches Aufgabenfeld zu haben. Auch Führungsverantwortung interessierte sie sehr. In diesem neuen Bereich gelang es ihr schließlich, eine Anstellung zu finden, die sich sehr gut mit ihren Lebensumständen vereinbaren ließ.

Alle Namen wurden geändert. Die Fallbeispiele wurden so weit verfremdet, dass ein Wiedererkennen praktisch ausgeschlossen ist.